Hallo, es hat geklappt! Ich bin heute vormittag gut am Oberalppass angekommen.
Im Hotel waren sie so nett, mir eine halbe Stunde vorher Frühstück anzubieten. Das war bei der Intensität der Sonne hier auch gut.
Der Vorteil dieses Passes für mich ist, dass das Rheintal anfangs noch breit ist und die Straße langsam in seichten Kurven ansteigt. Erst nach einiger Zeit wird es langsam steiler, du wirst nicht geschockt. Da konnte ich mich langsam eingewöhnen.
So konnte ich eine ganze Zeit vor mich hin gleichmäßig bergauf pedalieren. Erst nach einem Bergdorf kommen die steilen Serpentinen. Da musste ich schon aus körperlichen Gründen öfter kleine Atempausen einlegen. Ich hatte mich zwar heute Nacht gut erholt – gestern war ich wohl nicht nur wegen der Tagesetappe platt, der Körper wollte nach 3 Wochen einfach mal Ruhe – aber ich fühlte, dass das Rad unruhig wurde. Ich beschloss, eine sofort wirkende Madopar LT (sozusagen L-Dopa direkt) zu nehmen. Wartete ein paar Minuten, bis auch Atmung und Puls wieder ruhig waren. Das half gut bis oben hin. Einmal noch wegen des Flüssigkeitsverlustes ein Magnesium direkt und eine Kochsalztablette. Mental war es anstrengend, weil ich über mir ein paar Serpentinen sah und dachte, da oben kommt eine flachere Strecke. Ist natürlich Blödsinn, nur schon lange keinen richtigen Pass mehr gefahren.
Allerdings habe ich immer darauf geachtet, kleine Atempausen einzulegen. So ließ ich mir Zeit und kam gut oben an. Zur Rheinquelle wäre es eine Stunde Fußweg bergauf gewesen, also ging ich den Hang hinauf und genoss die Aussicht. Zwei Cervela-Würstchen aus der Fahrradtasche schmeckten auch gut.
Bei der Abfahrt wurde mir klar, warum „Quäldich.de“ (meine Top-Adresse wenn es um Infos über Pässe für Radfahrer geht) schreibt, den Pass von Disentis aus zu fahren. Die Abfahrt nach Andermatt ist die steilere Seite mit einer langen Graden. Plötzlich ist ein Dorf -Andermatt – genau unter dir und in steilen Kehren geht es ins Dorf.
Ich wollte mich ein paar Minuten umschauen und im Schatten einen Latte Macchiato trinken, dazu gab es einen Apfelkuchen á la Tarte alsacienne. Aber obwohl Andermatt schon 1.400 m hoch liegt, fand ich es heiß und die Sonne sehr intensiv.
Ich wollte noch nach Realp, ein paar Kilometer Richtung Furkapass und schon etwa 130 m höher. Zum Radeln hatte ich keinen Bock mehr und genoss die kurze Zugfahrt. Außerdem hatte ich hier schon ein preiswertes Zimmer für meinen Ruhetag morgen organisiert.
Als ich aus dem Zug stieg, war ich ertsmal geschockt. Der Furkapass geht hier gleich in steilen Serpentinen los. Ich recherchierte sofort über das genaue Profil und die Schwierigkeit des Passes. Für mich war schnell klar: entweder es gibt einen Gepäcktransport und ich fahre mit leerem Rad – oder ich nehme den Zug.
Was soll ich sagen? In diesem kleinen Dorf ist es sehr familiär: erst hat mir die Wirtin der „Post“ ein Zimmer bei ihrer Schwiegermutter organisiert, weil es hier nicht für 2 Nächte ging. Die Oma, meine Zimmerwirtin hat alles noch wie in den 50-ern und auch kein Internet. Also tippe ich jetzt selbstverständlich hier in der Gastwirtschaft. Als ich vorhin dem Wirt mein Problem schilderte, sagte er sofort: manchmal macht das die Eisenbahn, sonst fahre ich dir das Gepäck Dienstag hoch. Also morgen schön ausruhen und Dienstag in aller Ruhe mit leerem Rad hoch fahren, das wird gehen.
Übrigens habe ich den Eindruck, schon etwas exotisch zu sein, abgesehen vom Parkinson: alle, die mir begegnet sind, fuhren flussabwärts und waren jünger.