Donnerstag, 11. und Freitag, 12. Februar: Qualifikation läuft – straffes Programm

Los geht‘s: der Weg zur Station ist nicht schwer. An der Anmeldung bekomme ich prompt die Info: „falsche Station, die gegenüber“. Na ja, fast richtig. Warten im Vorraum: Corona Tests müssen natürlich gemacht werden, dann geht es auch bald zur Station. Zimmer und Bett soeben frei geworden. Hier geht es Schlag auf Schlag.

Ich habe noch die dicken Wintersachen an, das Zimmer ist gut geheizt und die Sonne scheint prall ins Zimmer. Ich fühle mich überhitzt, bin ziemlich geschafft und denke gerade, wie ich denn umziehen und Schrank einräumen in vernünftiger Reihenfolge hinbekomme, da holt mich ein junger Pfleger zum Röntgen ab. Langsam merke ich, dass ich zu wenig getrunken habe. Nach dem Röntgen werde ich gefragt, ob sie eine Begleitung für den Rückweg anfordern sollen. Ich denke: den Flur mal so rum, mal andersherum, mit dem Fahrstuhl vom Keller ins 4. OG – wenn‘s mehr nicht ist..“Nein danke, nicht nötig. Das schaffe ich gut allein.“ Merke natürlich mal wieder nicht, dass ziemlich erschöpft bin. Also ein wenig mal rechts, mal nach links – da ist ja ein Fahrstuhl! Jetzt den richtigen nehmen (wieso, erkläre ich später) und ins 4. OG. Ich steige aus – und bin in der plastischen Chirurgiegelandet! Das brauchte ich jetzt nicht. Im Moment recht planlos und keine Ahnung, wo ich gelandet bin. Eine Schwester, die ich nach Station 4/12 frage, schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Am Ende ist der Rückweg doch nicht so kompliziert. Aber ich brauche gefühlt Stunden zur Regeneration.

Freitag, der 12. Februar beginnt gleich nach dem Frühstück mit Aktion: ich werde schon beim MRT erwartet. Eine Untersuchung von zentraler Bedeutung für die THS: die Messung ist mit aktueller Technologie so exakt, dass danach die Elektroden exakt im Gehirn geführt und platziert werden können! Das bedeutet, dass Patienten nicht unbedingt während der Op am offenen Kopf wach bleiben müssen, sondern aus der Narkose aufwachen und alles gemacht ist. Finde ich nicht ohne.. Ich bin schon etwas spät dran, da warten schon die nächsten Patienten. Das Vorgespräch können wir abkürzen: den Fragebogen habe ich ausgefüllt aber – was auch sonst – im Zimmer gelassen, erkläre „habe alle Einschränkungen mit Nein beantwortet, die Schwester fragt, ob ich irgendwelches Metall im Körper hätte – nein – Unterschrift und rein in die Krachkiste. Die Arbeitsweise der Kolleginnen hier gefällt mir: zügig, zielorientiert, professionell und dabei angemessen freundlich: klare Ansagen ohne diese gesäuselte Fassadenfreundlichkeit „womit darf ich, bla-bla..“ aus drittklassigen Kommunikationsseminaren. Ich lege mich auf das Gerät, zwei kräftige Damen heben mich sekundenschnell samt ergonomisch angenehmer Unterlagen in die richtige Position, den Kopf fest fixiert – und rein fährt das Ding. Plötzlich und unerwartet dröhnen verschiedene bis zur Schmerzgrenze intensive Geräusche auf dich ein. „Egal, wo es zwickt, bleib bloß regungslos liegen“ sage ich mir. Manchmal ein paar Sekunden Pause – bin ich fertig?? – nein! Doch irgendwann bewegt sich meine Unterlage mit mir drauf wieder zurück. Geschafft! Ich bin es auch etwas, noch ein paar Minuten sitzen und wieder klar werden. Da kommt auch schon ein Pfleger und bringt mich ohne Umweg über die plastische Chirurgie zurück. Angekommen, Schluck Wasser trinken.

Schon geht wieder die Tür auf: „Herr Kuba, bitte zum EKG“. Also wieder in den Keller zum Ruhe-EKG. Das ist schön: da liegen, Messpropfen ansetzen lassen und auf Ruhe schalten. Geht leider schnell. Also wieder nach oben.

Aber eine Aktion steht noch an vor der Mittagspause. Eine der engagierten jungen Ärztinnen macht mit mir die neurologische Untersuchung: mit Augen zu Finger auf die Nasenspitze, auf einem Bein stehen. Da staune ich: seit längerer Zeit war das richtig schlecht mit dem Gleichgewicht. Jetzt ging es super gut, obwohl sie schon einige Medikamente abgesetzt haben. Alles klar, auch das entsteht im Kopf. Vorher etwas überspannt bis aufgeregt. Da wird es schwierig mit Konzentration und Gleichgewicht.

In fliegendem Wechsel kommt eine der Stationsärztinnen und klärt mich auf, in welchen Bereichen die THS mehr wirkt, wo weniger. Ich bekomme mehr und mehr den Eindruck: ja, das wird was. Am Nachmittag noch ein kurzes Gespräch mit der Psychiaterin. Auch die vermittelt mir den Eindruck, alles im grünen Bereich. Meine Stimmung wird mehr und mehr erst entspannt, dann so etwas wie Vorfreude.

Zum Tagesabschluss kommt Schwester Silke und erklärt mir, dass am Wochende die Medikamente sehr weit runter gefahren werden bis Montag früh. Dann checkt sie mein Befinden und ich werde wieder hochgefahren. Der Prozess meiner Zustandsänderung gibt dann Aufschluss über die Wirksamkeit einer THS. Ich merke heute, mittlerweile ist Sonnabend, schon die kleinen Reduzierungen, trippele wieder mehr. Bin gespannt, wie das auch gefühlsmäßig noch wird. Passieren kann nichts, ich bin in professionellen Händen.

Ich telefoniere mit Bärbel und bin fast aufgedreht. Auch mein sehr netter Zimmerkollege Rüdiger hat eine gute Nachricht bekommen. Zimmer 3 ist in guter Stimmung.

Am Freitag schlafe ich, wie meistens, schnell ein. In der Nacht wache ich das erste Mal gegen 2 Uhr auf, bin schon mit dem Rad unterwegs… dann schlafe ich wieder ein und wache gegen 4 Uhr wieder auf mit ganz anderen Gedanken: warum war ich so voller Spannung im Vorfeld. Einer der vielen möglichen Gründe war die Erwartung, die „Abwärtsbewegung“ noch einmal abbremsen zu können. Was ist, wenn das nicht…? Klar mochte ich die Gedanken nicht, wo führt das hin, wenn das weiter bergab geht?? Bisher konnte ich mit meinem ständigen Begleiter, dem Herrn Morbus Parkinson, noch ganz gut umgehen, ihn manchmal auch fast unsichtbar machen. Aber mir wird klar: irgendwann in der Zukunft muss ich mich damit auseinandersetzen, dass die Ressourcen dann ernsthaft weniger werden. Das wird zumindest mental schwieriger als sportliches Training. Aber jetzt bleibe ich erst einmal im hier und jetzt. Und das wird schon klappen, so. Beschlossen und verkündet..

Und jetzt ist erstmal Wochenende 🙂 !

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